Wege für eine gelassene und natürliche Zeit der Schwangerschaft, Geburt und mit dem Neugeborenen.

Aus verschiedenen Gründen beschäftigt mich diese aufregende, prägende Zeit immer wieder. Ich bin mir sicher, dass es für unser ganzes Leben entscheidend ist, was uns in der Zeit der Zeugung, Schwangerschaft, Geburt und der ersten Zeit auf dieser Welt widerfährt. Die folgenden Zeilen beinhalten meine Erfahrungen und meine persönliche Meinung zu diesem Thema. Mich freut es, wenn sie dich dazu anregen, neue Wege in Betracht zu ziehen und bewusste Entscheidungen zu treffen.

In unserer Gesellschaft geht die grosse Mehrheit, meist unbewusst, den üblichen, vorbestimmten Weg: Zum Frauenarzt inklusive aller routinemässigen Untersuchungen, Ultraschall und Geburt im Spital (95%, jede dritte Geburt endet per Kaiserschnitt, gemäss NZZ am 04.06.2019). Zu meiner Freude nimmt seit einigen Jahren die Zahl der Menschen zu, die auf dem Weg vor und während der Schwangerschaft ihre Entscheidungsfreiheit erkennen und nutzen.

Alle werdenden Eltern haben das Recht, sich bewusst und selbstbestimmt für ihren ganz einzigartigen Weg zu entscheiden. Wer bereits vor der Schwangerschaft erfahren hat, wie bereichernd selbstbestimmtes Entscheiden und Handeln ist, dem wird es vermutlich leichter fallen, in dieser speziellen Phase auch mal gegen den Strom zu schwimmen.

Erfahrene Begleiter während der Schwangerschaft
Frauenärzte haben in ihrer Ausbildung vor allem gelernt, wie man pathogene (also Krankheit verursachende) Verläufe während der Schwangerschaft erkennt und behandelt. Während den routinemässigen Untersuchungen wird der Fokus daher auch in erster Linie auf mögliche Komplikationen gesetzt. Blut- und Urintests stellen jedoch eine Momentaufnahme dar, deren Ursache ganz harmlos sein kann. Vielleicht hast du gerade zu wenig getrunken, geschlafen oder viel Stress bei der Arbeit? Auch wenn es auf den ersten Blick mühevoller scheint, Gewohnheiten zu überdenken und ändern. Du tust es nicht mehr nur für dich, sondern auch für dein Kind. Schaue es als Training für all die Veränderungen an, die auf dich zukommen im Leben mit Kind(er)!

Hebammen setzen ihren Fokus auf die Gesundheit der werdenden Mutter und des Ungeborenen und fördern diese, indem sie auf deine einzigartige Situation eingehen und alle Aspekte beachten, anstatt sich auf Testresultate nach Standardrichtlinien zu konzentrieren.
Eine Hebamme kann alle oder einen Teil der Schwangerschaftskontrollen mit dir durchführen. Je nach Hebamme finden die Kontrollen bei dir Zuhause oder in der Hebammenpraxis statt und werden von der Krankenkasse bezahlt.

Auf diese Weise kannst du bereits in der Schwangerschaft ein Vertrauensverhältnis zu deiner Hebamme aufbauen. Möglicherweise begleitet sie dich als Beleghebamme während der Geburt oder besucht dich im Wochenbett und bei Stillfragen Zuhause. Hier findest du deine Hebamme: https://www.hebammensuche.ch/

Ultraschall  & Tests
Der Ultraschall  wurde ursprünglich für die Ortung von U-Booten eingesetzt. Die Laute im Gewässer verwirrte Wale dermassen, dass sie orientierungslos strandeten.
Das finde ich in Hinsicht auf das unbekümmerte «Babywatching», das viele Schwangere bei jeder ärztlichen Kontrolle veranstalten, beunruhigend. Die 100 Dezibel sind für das Kind im Bauch vermutlich ziemlich störend. Meiner Meinung nach ist das  «fröhliche Zuwinken des Kindes» eher ein verzweifeltes Fuchteln mit den Armen um die Störung zu stoppen!
Als noch kritischer empfinde ich die Sorgen und Ängste, welchen werdende Eltern bei Resultaten mit Standardabweichungen ausgesetzt sind. Zumal der grösste Teil davon schlussendlich unbegründet ist. Und doch stellen gewisse Diagnosen werdende Eltern vor schwere Entscheidungen. Es gibt zu keiner Zeit eine Garantie für ein gesundes, makelloses Kind! Es kann ihm jederzeit etwas widerfahren, was sein und dein Leben vor Herausforderungen stellt.

Wir alle und insbesondere schwangere Frauen haben ein sehr gutes Gespür dafür, ob alles in Ordnung ist oder nicht. Wir dürfen unserer Intuition ruhig mehr trauen als Maschinen (Ultraschallgeräte) bedienenden Fremden, die nach Abweichungen der Norm suchen.

Der passende Ort für das grosse Ereignis
Ich habe den Eindruck, dass der Geburtsort durch unsere Gesellschaft und unser Umfeld oftmals ohne Hinterfragen feststeht (siehe oben, 95% Spitalgeburten). Dadurch vergibst du, meist unbewusst, deine einzigartige Chance, an einer selbstbestimmten Geburt über dich hinauszuwachsen!

Deine persönlichen Kriterien
Indem du zuallererst deine eigenen Kriterien definierst, die für dein Geburtserlebnis unabdingbar sind, wird sich dein idealer Geburtsort zeigen. Aber wie sollst du das in der ersten Schwangerschaft wissen? Stell dir einfach vor, du planst einen intimen Abend mit deinem Partner. Wo und wie würdest du diesen am liebsten verbringen wollen? Was ist dir dabei wichtig? Ist es ok, wenn fremde Menschen dabei sind?

Du kannst deine Kriterien auflisten und dahinter in Spalten die verschiedenen Möglichkeiten (Krankenhaus, Geburtshaus, Hausgeburt, am/im Meer…) aufführen.

Meine eigenen Kriterien haben uns für die Geburt unseres ersten Kindes in ein kleines Geburtshaus geführt:

  • Ich werde mich durch nichts in der Welt von meinem Mann und Kind trennen lassen rund um das grösste Ereignis meines Lebens!
  • Bei dem unglaublich intimen, lebensveränderndem Moment des Gebärens dulde ich keine mir nicht vertrauten Menschen in meiner Umgebung!
    Da ich mich stetig verändere und sich auch mein Umfeld wandelt, sind für jede Geburt Bedürfnisse dazugekommen.

Die Vorbereitung auf das grosse Ereignis
Viele Frauen oder Paare besuchen einen Geburtsvorbereitungskurs. In den Kursen werden sie umfassend informiert. Oftmals auch über alle Risiken und möglichen Komplikationen.
Als wären da nicht schon genug eigene Fragen, für die du Antworten suchst! So kommen haufenweise neue Informationen hinzu, die dich scheinbar plötzlich beschäftigen sollten. Indem du nun die Aufmerksamkeit auf mögliche Komplikationen lenkst, verschenkst du wertvolle Energie, die du für dich und das Baby brauchst.

Der Schlüssel zu deiner Wunschgeburt trägst du in dir.
Wenn ich Frauen dabei begleite, ihren Schlüssel zu finden, liegt mein Fokus auf folgenden Themen:

  • Sie befasst sich mit ihren Ängsten, die mit der Geburt in Verbindung stehen (z.B. die Kontrolle zu verlieren, die Schmerzen nicht zu ertragen, ins Krankenhaus zu müssen).
  • Sie definiert ihre einzigartige Strategie, um ihre Angst loslassen zu können.
  • Sie visualisiert ihre Wunschgeburt.

Die Bindungsanalyse
Während der Vorbereitung auf meine vierte Geburt, bin ich auf das Buch «Mit deiner Liebe wächst meine Seele» gestossen. Darin wird in unzähligen Fallbeispielen beschrieben, wie die Bindungsanalyse positiv auf die Beziehung von Mutter und Kind wirkt. Durch die regelmässigen Sitzungen, in denen die Mutter das Ungeborene besucht, entsteht ein tiefes Vertrauen. Das beeinflusst die Schwangerschaft, die Geburt und die neue Situation als Familie äusserst positiv.

In unserer westlichen Gesellschaft werden die meisten Schwangeren in zwei Schubladen gesteckt: Die «Simulantinnen» (die sich früh krankschreiben lassen) und die «Karrierebewussten» (die nebenbei schwanger sind und weiterarbeiten als wäre nichts). Beide haben mit (gegenseitigen) Vorurteilen zu kämpfen und machen sich und dem Ungeborenen das Leben schwer mit Vorwürfen, Ängsten und  Stress.
In einer Zeit, wo schwanger sein scheinbar nicht mehr viel mit «in guter Hoffnung sein» zu tun hat, kann durch eine Methode wie der Bindungsanalyse sehr viel Druck seitens der Mutter und dem Ungeborenen abgebaut werden. Einerseits ist es befreiend, wenn die Mutter dem Kinder versichert, dass ihre belastenden Gefühle nicht dem Kind gehören. Anderseits verarbeitet die Mutter in den Sitzungen eigene (pränatale) Traumas. Dies verhindert, dass negative Emotionen über Generationen weitergegeben werden. Frauen mit traumatischer Vergangenheit können, in vertrauter Atmosphäre und professionell begleitet, heilen. Die Frau kann sich so (selbst-)bewusst vor neuen Traumata unter der Geburt (Stichwort «übergriffige Geburtshilfe») schützen.
Ein weiterer Aspekt dieser wunderbaren Methode ist, dass der intensive Kontakt zum Kind auch die Vorbereitung auf einen Kaiserschnitt oder postnatale Interventionen ermöglicht. Das verhindert eine traumatische Erfahrung in den ersten Lebensmomenten des Kindes und ermöglicht eine gelassenere Zeit der Heilung und des Ankommens.

Erstausstattung und Wochenbett
Für die Erstausstattung empfehle ich die Erstausstattungs-Broschüre von artgerecht. Da ist alles auf den Punkt gebracht, was wichtig ist. Und das ist sehr wenig Materielles!
Was das Wochenbett angeht, kann ich dir nur raten, dass du dir mindestens so viele Gedanken darüber machst, wie über den Namen für dein Baby!
Für mich heisst das, im Frühwochenbett (die ersten 10 Tage nach der Geburt) bekocht und umsorgt zu werden. In dieser Zeit werde ich nämlich grösstenteils im Bett kuscheln mit dem Baby und die magischen ersten Tage auskosten. Diese einzigartige Glückshormon-Energie, die ich in dieser Zeit tanke, reicht für herausfordernde Zeiten in den kommenden Monaten!
Die ersten 8 Wochen nach der Geburt sind offiziell Schonzeit für Mutter und Kind (Wochenbett und Neugeborenen-Status). In dieser Zeit bin ich so wenig aktiv und unterwegs wie möglich und genehmige mir mindestens einmal am Tag eine Ruhepause.

lofe Tipps rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett:

Literatur:
«Hebammensprechstunde» von Ingeborg Stadelmann
«Active Birth» von Janet Balaskas
«Der achtsame Weg durch Schwangerschaft und Geburt» von Nancy Bardacke
«Meisterin der Geburt» von Jobina Schenk
«Mit deiner Liebe wächst meine Seele» von Christa Balkenhol
«Auf der Suche nach dem verlorenen Glück» von Jean Liedloff
Wichtig für jede schwangere Frau: Die S3-Leitlinien für die vaginale Geburt am Termin

Film:
Seit 2018 ist der Film „Die sichere Geburt“ per Stream oder DVD erhältlich. Dieser Film zeigt wunderbar auf, wie wichtig Wissen rund um die Geburt und bewusste Entscheidungen der werdenden Eltern für sich und ihr Kind sind. Und welche Konsequenzen es haben kann, wenn sie ihre Verantwortung im ärztlichen Wartezimmer oder in der Klinik abgeben. Von Anfang an eigenverantwortlich zu handeln kann eine Herausforderung sein, erspart aber längerfristig viel Leid, Kummer und belastende Zeiten mit dem Baby.

Geburtsvorbereitung(skurse):

  • Der Kurs der anderen Art, wo deine Bedürfnisse an erster Stelle stehen: https://die-geburtsvorbereitung.ch/
  • Frau Sein – Mutter Sein: Eine einzigartige Frau & Hebamme führt dich durch Begegnung, Bewegung und Rituale zu deinem wahren Kraftpotenzial. Nachhaltigkeit garantiert!
  • Für Dich und Dein Kind: Ein individuelles Strategie-Gespräch für mehr Gelassenheit und Selbstbestimmung während der Schwangerschaft, Geburt und mit deinem Kind.

Die Zeit rund um die Entstehung dieses unseres Lebens ist zweifelsohne prägend. Vielleicht führt dich diese Erkenntnis zu deinem eigenen Ursprung zurück, wo du Prägungen auflösen und Türen zu einem erfüllteren Leben öffnen kannst…
Und solltest du gerade in der Phase sein, wo du Leben schenkst, wünsche ich dir und deinem Kind zuliebe allen Mut den du brauchst, um bewusst Entscheidungen zu treffen und deinen einzigartigen Weg zu gehen.