Wenn ich den Titel oben laut lese, erwacht in mir die Rebellin. Müsste ich so eine Art Arbeit leisten, würde ich mich glatt krank melden – oder gleich kündigen. Wieso komme ich überhaupt darauf, einen Blog darüber zu schreiben?
In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder zu hören bekommen, dass wir für unsere glückliche Paarbeziehung bestimmt viel arbeiten. Anfangs habe ich solche Aussagen einfach abgenickt. Auch mir wurde die gesellschaftliche Konditionierung nicht erspart, dass für eine funktionierende zwischenmenschlichen Beziehung gearbeitet werden muss. Irgendwann fing ich an, diese sogenannte Beziehungsarbeit zu hinterfragen. Denn wie ich es drehte und wendete – ich fand beim besten Willen keinen Teil an meiner Liebesbeziehung, die ich Arbeit nennen würde.
Eine halbwegs plausible Erklärung fand ich darin, dass mein Mann und ich ähnlich aufgewachsen sind. Beide aus intakten Familien, ohne grosse Dramen und Traumen. Das muss der Grund sein, wieso wir nicht schuften müssen für unsere Beziehung, dachte ich.
Für diesen Blog habe ich mich mal noch auf Wikipedia schlau gemacht, was den mit Beziehungsarbeit überhaupt gemeint ist: Beziehungsarbeit bezeichnet ein Vorgehen in zwischenmenschlichen Beziehungen in dem von den Beteiligten bewusst versucht wird, ihr Verhalten gegenüber dem jeweils anderen zu hinterfragen und im Sinne einer positiven Gestaltung der Beziehung veränderbar zu halten. Sie hat das Ziel, Vertrauen zu ermöglichen, größere Abstimmung (sachlich / emotional) und offeneren Austausch zu erreichen.
Ok, geht’s noch sachlicher und freudloser?
Ich hinterfrage mein Verhalten und verändere, was nicht als positiv bewertet wird. Wenn ich das gut schaffe, krieg ich dafür Vertrauen, Gutheissen und Offenheit. Natürlich müssen beide gleichermassen seriös an diese Arbeit, sonst wird’s nichts. In das Bühnentheater „Geschäftswelt“ passt eine solche „Arbeit“ ja vielleicht. Aber was hat das bitte mit Liebe und Wohlgefühl zu tun?
Ob du selber mit Beziehungsarbeit langfristigen Erfolg verbuchst, kannst du selber bestimmt beantworten. Coachings, Paartherapien, Massagekurse für mehr Intimität… Die Liste der Angebote, um an Beziehungen zu arbeiten, ist endlos.
Vielleicht möchtest du ja auch lieber dem Genuss frönen als zu arbeiten. Darum verrate ich dir die bahnbrechende Erkenntnis, die mich vor einigen Monaten erreicht hat.
Beziehungsarbeit ist nur etwas für Persönlichkeiten. Solange du glaubst, das gestörte Ding zu sein, diese Plus-und-Minus-Sammlung, die dir dein Umfeld eingeredet hat, wirst du Beziehungsarbeit als wichtiger Teil einer funktionierenden Beziehung betrachten.
Dieses imaginäre Selbstbild, das nie hier ist, kannst du aber unmöglich sein. Du bist ein Wunder, genau wie alle anderen Menschen auch.
Eine liebevolle, glückliche, wohlfühlige Beziehung hat somit nichts damit zu tun, wie katastrophal deine Kindheit, wie schlimm deine früheren Beziehungen waren. Auch nicht mit der verzwickten familiären Situation deines Partners oder deiner physischen und psychischen Gesundheit. Es hat einzig und allein damit zu tun, wie intensiv du glaubst, etwas anderes sein zu können, als ein Wunder. Das heisst, jede/r kann eine glückliche Beziehung erleben und sich endlos wohlfühlen. Das nenne ich mal gute Neuigkeiten!
Ich habe also erkannt, dass mein Mann und ich ein ähnlich tiefes Niveau der Glauberei aufrecht erhalten. Zwei Wunder, die sich ständig wohlfühlen, brauchen keine Beziehungsarbeit. Die spielen das Leben zusammen.
Mehr dazu aus Sicht der Präsenzmedizin:
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