Ein Erfahrungsbericht zu dieser vielversprechenden Kombination.
Im Jahre 2021 haben sich Homeschooling und Workaway bei uns zu Hause vereint. Zu beiden Themen werden mir oft Fragen gestellt. Darum nachfolgend meine Erfahrungen der letzten dreieinhalb Jahren.
Obschon ich mir immer Homeschooling für unsere Kinder gewünscht habe, wusste ich nicht recht, wie wir das umsetzen könnten. Wir haben kein Lehrerdiplom. Das heisst, wir brauchen einen Lehrer oder eine Privatschule. Ich ging davon aus, dass sich ersteres nicht so leicht finden und vor allem bezahlen lässt. Eine Privatschule war nie wirklich interessant für mich, weil es ja doch wieder eine Schule ist, wo die Kinder regelmässig und zu gewissen Zeiten hinmüssen. Selbst wenn wir eine flexible Privatschule finden würden, die Kosten für vier Kinder würden mit grosser Wahrscheinlichkeit einige Tausend Franken pro Monat betragen.
Als wir uns Ende Januar 2021 aufgrund der Zustände in der Schule von einem Tag auf den anderen entschieden haben, unsere beiden schulpflichtigen Kinder aus der Volksschule zu nehmen, hatten wir noch keinen konkreten Plan. Im Kanton Zürich können Eltern ihre Kinder ein Schuljahr lang ohne Lehrerdiplom zu Hause unterrichten. Wir hatten also keinen Zeitdruck. Wir hatten gehört, dass es mehrere Monate dauern kann, bis sich alle in der neuen Lebensform zurechtgefunden haben. Diese Zeit wollten wir uns allen zugestehen.
Erst haben wir uns mit anderen neuen Homeschoolers verabredet. Wir haben rasch festgestellt, dass Homeschooling nicht gleich Homeschooling ist. Die Spanne zwischen den Eltern, die ihre Kinder nahezu drillen bis zu Unschooling ist sehr breit. Vor allem habe ich auch festgestellt, dass es sehr drauf ankommt, wie die Kinder aufgewachsen sind. Wir haben unsere Kinder auf Augenhöhe begleitet, ihre Selbstständigkeit unterstützt und ihnen gleichzeitig vorgelebt, dass unser Zuhause ihr Lebenszentrum ist. Wir haben der Fremdbetreuung und Schule nie einen grossen Stellenwert eingeräumt. Es hatte sich bereits eine natürliche, vertrauenswürdige Beziehung zu unseren Kindern entwickelt. Ich habe beobachtet, dass es eine grössere Herausforderung ist, wenn diese Bindung nicht stabil ist. Eine stabile Beziehung ist zum Beispiel durch nicht authentische Eltern und / oder ausgeprägte Fremdbetreuung gefährdet. Jedenfalls haben wir nach ein paar Wochen gemerkt, dass wir individuell unterwegs sein möchten.
Nach ca. fünf Monaten Homeschooling, hatten wir verschiedene Strukturen in unseren neuen Alltag eingebunden, die sich dann über die Jahre immer wieder wandelten. Was allerdings bis jetzt konstant blieb, ist, dass die Pflichtstunden auf verschiedene Lehrkräfte aufgeteilt sind. Das hat verschiedene Vorteile. Zum Beispiel, dass die Lehrkräfte nicht abhängig sind vom Einkommen als Homschooling Lehrer. Es können somit auch alternative Methode für die Bezahlung vereinbart werden wie zum Beispiel Zeit-Tausch (Stichwort: Kinderbetreuung) oder Naturalien. Zudem haben so die Kinder Kontakt zu verschiedenen Erwachsenen, die sonst vielleicht nicht in ihrem Leben wären. Wenn eine der Lehrkräfte nicht mehr weiter bei uns unterrichten möchte, ist es einfacher, neue Lehrer/innen zu finden, die ein paar wenige Lektionen übernehmen.
Im Sommer desselben Jahres begrüssten wir unsere erste Workawayerin. Mehr zur Workaway Plattform kannst du in meinem Blog nachlesen.
Die erste Workawayerin war ein absoluter Volltreffer. Einerseits kam es uns allen so vor, als würden wir uns endlich wiedersehen. Anderseits haben wir miterlebt, wie unsere Kinder in zwei Wochen slowenische Lieder und Gitarren spielen lernten. Einfach weil die Workawayerin gerne sang und Gitarre spielte und die Sympathie auf Gegenseitigkeit beruhte.
In den vergangenen dreieinhalb Jahren haben wir viele weitere Workawayers beherbergt und von jeder, jedem einzelnen gelernt. Selbst von den zwei, drei Workawayerinnen, mit denen es nicht so prickelnd war. Sie haben mir gezeigt, dass ich Grenzen setzen und klar formulieren muss, was ich erwarte.
Die zweite Workawayerin aus der französischen Schweiz hat mit unseren Kindern gemalt und sie in die Kletterwelt eingeführt. Nebenbei hat sie mit unserem Ältesten Französisch gelernt. Englisch war mit den meisten Workawayern die einzige gemeinsame Sprache. So haben unsere Kinder ganz natürlich Englisch gelernt und waren dazu noch motiviert, weiter zu lernen. Die jüngeren Beiden haben anfangs nur mitgehört und wurden dann immer mutiger. Jetzt kann sich selbst unsere Fünfjährige auf Englisch verständigen.
Mich entlasten die Workawayer in verschiedenen Hinsichten. Im Host-Profil kann man auflisten, für was man Unterstützung wünscht. Die einen helfen im Garten oder im Haushalt mit. Andere sind vorallem für die Kinder da. Ich bin keine Spiel-Mama. Das heisst, ich sitze nicht oft mit meinen Kindern hin und spiele mit ihnen. Diesen Teil übernehmen die Workawayers. Sie teilen ihre eigenen Spiele aus ihrer Kindheit mit unseren Kindern oder bieten sich für Nachhilfe in Mathematik (für Fortgeschrittene, weil in Englisch ;-), schreiben oder werken an.
Meistens fühlt es sich schon kurz nach der Ankuft der neuen Workawayers an, als würden wir uns länger kennen. Das, obschon wir bloss einige Informationen und ein paar Emails ausgetauscht haben. Die Kinder zeigen den neuen Workawayers gerne alles im und um’s Haus. Dadurch haben sie mit vielen verschiedenen Menschen zu tun und lernen, sich in anderen Sprachen auszudrücken.
Mit einigen Workawayern hat sich eine innige Freundschaft entwickelt, mit denen unsere älteren beiden Kinder oder wir Eltern in Kontakt bleiben. Unser Sohn hat letztes Jahr eine Workawayerin und ihre Familie in Berlin besucht. Oder die ehemaligen Workawayer besuchen uns. Vor einem Jahr hatten wir zum ersten Mal ein Paar bei uns, also zwei Gäste gleichzeitig. Junge Studenten aus Portugal. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und so entschieden, sie ein halbes Jahr später in ihrer Heimat zu besuchen. Die Freundschaft hat sich auf die Familie des jungen Paares ausgedehnt. Wir durften zu fünft bei den Eltern wohnen, ihr Auto ausleihen und die Ferienwohnung ihres Grossvaters nutzen.
Im Zusammenhang mit Homeschooling werden oft Stimmen laut, dass die sozialen Kontakte zu kurz kommen. Mit Workway ist diese Sorge absolut unbegründet. Mehr noch: Durch die Begegnungen und den intensiven Austausch mit Menschen verschiedenen Alters und aus aller Welt, entstehen soziale Kontakte, die weit über den Tellerrand reichen.
Während ich hier scheibe, kommen mir viele weitere Erlebnisse in den Sinn, die mein Herz berühren und mit grosser Wahrscheinlichkeit das unserer Kinder. Vor allem die Verbundenheit und Vertrautheit, die mit fremden Menschen aus aller Welt im Nu entsteht, ist eine wertvolle Erfahrung für uns und unsere Kinder.
Egal ob Homeschooler oder Volksschüler: Wer ein Zimmer zu entbehren hat, dem empfehle ich unbedingt, Workaway Host zu werden. Hier findest du mehr Infos: https://www.workaway.info/
Hast du auch Erfahrungen zu teilen? Schreibe sie in die Kommentare! Für mehr Infos, melde dich gerne bei mir.
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