Die ausgewogene, regionale, saisonale und natürliche Ernährung begleitet mich bereits seit ich mich erinnern kann. Meine Mutter hat grossen Wert auf liebevoll und frisch zubereitetes Essen gelegt. Bestimmt hat diese Erfahrung viel dazu beigetragen, dass mich das Thema Ernährung schon seit vielen Jahren besonders interessiert.

Wir haben Zuhause weder vegan noch ausschliesslich vegetarisch gegessen. Meine Wahrnehmung ist jedoch, dass die «Beilagen» grundsätzlich die wichtige Rolle gespielt haben.

Mit 14 habe ich entschieden, kein Fleisch mehr zu essen (ausgelöst durch eine Tiertransport-Doku, gefolgt von einer dänischen Tafel mit gefüllten Tauben…! :-P). Weitere 14 Jahre später habe ich Kuhmilchprodukte wie Milch und Joghurt von meinem Speisezettel gestrichen. Vorwiegend aus gesundheitlichen Gründen. Auch wollte ich den unsinnigen Umweg unserer Nahrung über, respektive durch Tiere nicht unterstützen. Ich meine damit, dass wir Tiere züchten, füttern und mästen, um sie nachher zu essen. Wir verschwenden durch diese indirekte Ernährung Land, Unmengen an Wasser und verursachen Leid und Tod.

Zur gesunden Ernährung und dem rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt, gesellt sich ein dritter Aspekt: Der Respekt und das Mitgefühl für alle Wesen unserer Erde.

Wir verursachen viel Leid
Dass die Tiere für das Fleisch getötet werden, wissen die meisten Menschen. Aber wie wir beispielsweise Milchkühe ausnutzen, ist wenig bekannt. Sie werden jährlich besamt und bringen ein Kalb zur Welt. Gleichzeitig müssen sie unnatürlich viel Milch produzieren. Der Körper wird während dem kurzen Leben massiv überbeansprucht. Milchkühe werden heute oftmals keine 5 Jahre alt. Obschon ihre natürliche Lebenserwartung bei 20 Jahren oder mehr liegt. Dazu kommt der seelische Schmerz, den wir dem Muttertier zufügen für unser Fondue: Sie bringt jedes Jahr ein Kalb zur Welt, welches ihr meistens umgehend weggenommen wird. Als Mutter schaudert mich diese Tatsache.

Milchvieh ist nicht gleich Mastvieh
Selbst wenn man sich auf die sachliche Ebene beschränkt, gibt es genug Gründe, mit dem Konsum von tierischen Produkten aufzuhören oder ihn zumindest massiv einzuschränken. Was ich zum Beispiel erst vor kurzem gelernt habe ist, dass die Milchindustrie und die Fleischproduktion vollkommen unabhängige Geschäfte sind. Das heisst, wenn Milchkühe männliche Kälber zur Welt bringen, werden sie nicht etwa gemästet und zu Kalbfleisch verarbeitet. Zumindest nicht für Menschen. Die Milchkuhrasse liefert nicht das «richtige» Fleisch. Die Neugeborenen lässt man verdursten oder / und schreddert sie für Hundefutter. Mir läuft es kalt den Rücken runter. Das Leid für die Mutterkuh, für das Neugeborene und für die Menschen, welche solche Gräueltaten ausführen (müssen), ist riesig! Wer sich dies vor Augen führt und mitfühlt, macht nicht mehr mit.

Vegetarier sind nicht besser
Anders gesagt: Vegetarier tragen genau so viel zu diesen unwürdigen Taten bei, wie es Fleischesser tun.

Mit Bildern von grasenden Hornkühen auf saftigen Wiesen sorgt die Industrie dafür, dass sich Konsumenten nicht mit den dunklen Machenschaften beschäftigen. Wer es sich leisten kann, kauft möglichst Bio oder Demeter. Da haben die Nutztiere zumindest ein besseres Leben. Wenn auch ein kurzes. Und der Schmerz der Mutterkuh über den Verlust ihres Kalbes bleibt.

Auf das Thema Eier gehe ich in diesem Artikel nicht ein. Auch in diesem Bereich hängt der Segen mächtig schief.

Mein Weg zur pflanzenbasierten Ernährung
Unser Konsum von Eiern, Rahm, Käse und pasteurisierter Butter (und natürlich Schoggi!) war schon ziemlich verhalten. Unter anderem haben mich der Film Forks over Knives, das Buch InterEssen von Colin Campbell (978-3-86401-034-7) und Rüdiger Dahlke vollends von den Vorteilen einer vorwiegend pflanzlichen Ernährung überzeugt. Der Schritt zur pflanzenbasierten Ernährung (mindestens 95% Nahrungsmittel pflanzlicher Herkunft) habe ich vor etwas mehr als einem Jahr gemacht.

Wässerige Gratins und trockene Kuchen
Mein Start als pflanzenbasierte Köchin war holprig. Wie um Himmels willen kriege ich ohne Rahm und Ei die cremigen Aufläufe und saftigen Kuchen hin? Es waren Wochen voller suchen, testen und Misserfolge. Wässerige Gratins, trockene Kuchen, fade Omeletten. Von Haferrahm, über Sojaprodukte zum hausgemachten Mandelrahm. Vom Ei-Ersatzpulver zum Apfelmus, zu den gemahlenen Leinsamen. Heute behaupte ich, sind unsere Mahlzeiten mindestens so schmackhaft wie vor der Umstellung. Mit Sicherheit sind sie bekömmlicher!

Vegan ist nicht gleich gesund & nachhaltig
Oft höre ich die Einwände von sich konventionell ernährenden Menschen, dass vegan einseitig sei und alles andere als ökologisch. Ich bin der Meinung, dass jeder Ernährungsstil einfältig, ungesund und umweltbelastend sein kann. Es ist bei der pflanzenbasierten, wie auch bei der konventionellen Ernährung wichtig, bewusst einzukaufen. Das heisst, möglichst regional und saisonal, sowie unverarbeitete und frische Produkte. Wir kaufen unsere Lebensmittel ein- bis zweimal die Woche auf dem Hof und im Bioladen ein. Natürlich ist das ein Kostenpunkt. Bei einer 5-köpfigen Familie sowieso. Und ich verbringe zudem sehr viel Zeit mit der Zubereitung unseres Essens. Aber wir alle haben ja jeden Tag gleich viel Zeit zur Verfügung. Es ist ganz einfach eine Frage der Prioritätensetzung. Wir haben uns entschieden, der gesunden, ethischen und umweltbewussten Ernährung höchste Priorität zu geben.

Mein Ziel
Ich möchte meine Mitmenschen dazu ermutigen, bewusst und mit offenem Blick durch ihr Leben zu gehen. Es geht mir darum, in allen Bereichen Glaubenssätze zu überdenken, Dogmas zu hinterfragen und unvoreingenommen neue Wege zu gehen. Keine Frage: Gut verdauliche, vitale Ernährung erleichtert das Schwimmen gegen den Strom und das eigenständige Denken.

Die Ernährung ist keine Religion
Wie bei allen anderen Themen, die mich beschäftigen und für die ich mich begeistere, ist auch die pflanzliche Ernährung kein Extrem, dem ich fröne. Es ist für mich jedoch ein zentrales Thema im ganzheitlichen Leben.
Es hat also immer noch unpasteurisierte Molkereibutter bei uns im Kühlschrank. Und ein Stück Sbrinz. Und manchmal eine Packung Trockenfleisch, wenn die Kinder darum bitten. Und solange mein Götti Imker ist undso gut zu seinen Bienen schaut, werde ich auch Honig geniessen…
Es ist mir wichtig, dass die Ernährung keine Religion wird. Die individuellen Vorlieben in unserer Familie sollen auch hier respektiert werden. Das ist manchmal eine ziemliche Herausforderung. Dann besinne ich mich meiner Vorbildfunktion. Durch vorgelebte Authentizität, Offenheit und eine grosse Portion Mitgefühl sowie Gelassenheit, stosse ich auf offene Ohren und Nachahmung. Ohne Druck und Verbote.

Wie ist deine Meinung zum Thema Ernährung? Ich freue mich, wenn du einen Kommentar schreibst, (kritische) Fragen stellst, dein Wissen teilst.